Das Madonnnenbild - Unsere Menschen

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Erzählungen, Sagen
Das Madonnenbild
nach mündlicher Überlieferung

Linksseitig der Straße, aus Witschitz kommend, eingangs des Dörfchens Strahn steht eine große Linde. In ihrem Geäst wurde vor vielen Jahren auf Geheiß des Pfarrers ein Madonnenbild befestigt.
In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg trug es sich zur Verwunderung der Dorfbewohner zu, daß das Bild ständig zu Boden fiel. Erst glaubte man an einen Schelmenstreich, dann Frevel, denn sooft es auch gottesfürchtige Menschen an ihre bisherige Stelle brachten, traf man es anderntags wieder unversehrt auf dem Boden an. Die Strahner waren der Sache bald müde und ließen das Bild unter der Linde liegen.
Einmal näherte sich zu später Stunde ein Dorfbewohner dieser Stelle. Er hörte dort Weinen und Wehklagen und beschleunigte seine Schritte, um zu Hilfe zu eilen. Plötzlich verharrte er, denn es schien ihm, daß die Madonna im roten Gewand aus dem bild stieg und mit ausgebreiten Armen auf die gegenüberliegende Seite wies. Starr vor Angst rührte sich der nächtliche Heimkehrer erst vom Fleck, als sich die Lichtgestalt aufgelöst hatte. Er erzählte das Erlebte im Dorf, doch es schenkte ihm keiner Glauben. Bald wurde der Ärmste zum Gespött der Leute.
Doch am Tage nach der Erscheinung gerieten die Strahner in Bewegung. Im Freiraum des Fischer´schen Bauernhofes wurden bei Ausgrabungsarbeiten für einen Scheunenbau mehrere Hockergräber aus der Stein- und Bronzezeit mit zahlreichen Keramiken, Werkzeugen und Schmuckgegenständen aus Grabbeigaben gefunden.
Niemand lachte mehr, denn nun konnte man die Madonnenerscheinung und deren Bewegung deuten. Man brachte ihr Bild im Baum so an, daß sie das heidnische Gräberfeld überschauen konnte.
Von Stund an blieb das Madonnenbild auf seinem Platz im Baum.
 
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