Die Sage von Burg Neustein - Unsere Menschen

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Erzählungen, Sagen
Sage von der Burg Neustein
aus der Komotauer Zeitung Juni 2002,

eingesandt von Rudolf Wagner
Wenn man von Görkau im Töltschtal Richtung Quinau geht, erreicht man nach  etwa drei Kilometern einen schroffen Felsen, auf dem noch kümmerliche Mauerreste der Burg Neustein zu sehen sind. Von ihr, von Raubrittern, einer Grafentochter und dem tragischen Ende des Burgherrn soll hier erzählt werden.
Es mochte um das elfte oder zwölfte Jahrhundert gewesen sein, als auf der Burg Neustein ein Raubritter hauste. Dieser hegte aus unbekanntem Grunde einen unversöhnlichen Haß gegen den Grafen von Rothenhaus. Es geschah nun eines Tages, daß es dem Raubritter gelang, den erstgeborenen Sohn des Rothenhauser Fürsten im zarten Kindesalter samt seiner Amme zu rauben. Um den Grafen irre zu führen, streute er die mit Blut getränkten Kleider des Säuglings im Walde nahe des Schlosses Rothenhauses aus. Der Graf sollte glauben, ein wildes Tier habe seinen Sohn gerissen. Den jungen Grafen aber ließ er als seinen eigenen Sohn erziehen und flößte ihm einen tiefen Haß gegen das Grafengeschlecht ein.
Bei einem Überfall venezianischer Kaufleute geriet der Raubritter in einem Kampf mit dem Grafen von Rothenhaus, der zufällig mit seinen Mannen vorbeikam. Der Raubitter wurde tödlich verletzt. Mit letzter Kraft entkam er auf seine Burg Neustein. Er ließ sich auf dem Sterbelager von seinem angeblichen Sohn einen Schwur leisten, daß dieser an dem Grafen Rache nehmen solle. Darauf starb er.
Nach einiger Zeit gelang es dem neuen Herrn von Neustein, die Tochter des Grafen von Rothenhaus zu rauben. Er führte sie durch einen geheimen unterirdischen Gang auf seine Burg, wo er sie gefangen hielt. Er begehrte sie nun auch zur Gemahlin. Doch die Jungfrau weigerte sich standhaft, ihn zu heiraten. Ihr Herz gehörte bereits einem anderen. Alles Bitten und Tränen halfen nichts, der Tag der Hochzeit wurde bestimmt.
Sie ergab sich scheinbar in ihr Schicksal, verlangte aber, noch einmal zu beichten. Nach längerem Sträuben willigte der Raubritter endlich ein, sie unter Bewachung nach Komotau zur Beichte zu schicken. Hier klagte sie dem Beichtvater ihr Leid. Dieser übergab der Grafentochter ein Säckchen Linsen, mit dem Rat, unterwegs von Zeit zu Zeit Linsen fallen zu lassen. Ein nachgesandter Kundschafter fand so den Weg zur Burg des Raubritters.
Der Priester verständigte daraufhin den Grafen von Rothenhaus, der alsbald mit seinen Mannen vor der Burg Neuhaus stand und die Herausgabe seiner Tochter verlangte. Dieser Aufforderung wurde aber nicht Folge geleistet. Nach langem harten Widerstand drangen nun die Rothenhauser in die Burg ein. Um die Eroberer vom weiteren Vordringen abzubringen, zog sich der Raubritter mit der Grafentochter auf den Wartturm zurück und drohte, sie den Turm hinab zu stürzen.
Da trat die alte Amme heran, die seine Herkunft kannte, und teilte mit, daß er im Begriff sei, die eigene Schwester zu ermorden. Von wilder Verzweiflung gepackt, stürzte sich der Ritter nun selbst in die Tiefe. Die Felsenburg wurde nun vollends eingenommen und zerstört.
Groß war in Rothenhaus die Trauer, als man erfuhr, wer der Raubritter gewesen. Der Leichnam wurde feierlich in der Familiengruft der Rothenhauser beigesetzt.

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü