Die Sage vom Alaunsee - Unsere Menschen

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Erzählungen, Sagen
Die Sage vom Alaunsee
Aus: Rotter, Josef (1953): Hundert Sagen
aus den Sudetenländern- Habbel-Verlag, Regensburg
Bei Komotau liegt ein weiter glitzernder See. In alten Zeiten stand ein Eichenhain an seiner Stelle. Und hier ging einst in der Mitternacht der Komotauer Fleischer Lazarus Grohmann nach Hause. Er begegnete einer guten Fee, die ihn in ein Stück Wald mitnahm. Dort sah er viele Zwerge, die sich als Bergleute bemühten. Um ein Uhr nachts verschwand der Zauber. Die Fee aber sagte, dass die Erde an dieser Stelle Schwefel und Alaun berge. „Komm morgen um dieselbe Zeit wieder", sagte sie, „und grabe an der gleichen Stelle nach! Dann kannst du später andere herbeiholen. Doch hüte dich, mit Hast, Gier und unachtsam zu arbeiten; der Schatz würde dir von den Erdgeistern wieder entrückt werden!"

In der nächsten Nacht tobte ein schweres Gewitter. Trotzdem machte sich Grohmann auf die Suche. Erst ein schrecklicher, greller Blitz ließ ihn die Stelle, auf der die Zwerge gearbeitet hatten. Herzhaft begann er zu graben und stieß auch bald auf den verheißenen Schwefel und auf Alaun. Am gleichen Tage noch zeigte er seinen Fund der Bergbehörde in Sebastiansberg an. Hierauf erhielt er vom Erbherrn von Komotau, Johann von Weitmühl, die Rechte und Vorrechte, die zum Betriebe des Bergwerks notwendig waren. Und nun begann ein reges Leben im Eichenhain. Grohmann wurde sehr reich und sein altes Mütterlein erlebte frohe Tage. Auch der ganzen Umgebung gereichte der Bergwerksbetrieb zum Segen.

Die späteren Besitzer aber ergriff eine arge Gier und sie beuteten das Bergwerk habsüchtig aus. Eines Tages stießen sie auf einen mächtigen Erzgang, aber beim Weitergraben auch auf eine Quelle. Trotz der Warnung eines alten erfahrenen Bergmanns drang man weiter vor. Das Wasser stieg in den Gängen von Stunde zu Stunde immer höher, bis es in mächtigem Schwall schließlich die Tiefe des ganzen Tagbaues füllte. So entstand der jetzige Alaun- oder Hüttensee. Keine Pflanze sprießt, soweit die herben Fluten seine Gestade benetzen, kein Wassergetier kann darin gedeihen. Aber für die Stadt Komotau ist er zum landschaftlichen, zum Gesundheit und Lebenslust spendenden Kleinod geworden.
 
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