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Bundestreffen > Bundestreffen 2016

Begrüßung durch die Heimatkreisbetreuerin Hedwig Gemmrig

Liebe Landsleute, verehrte Gäste,

herzlich willkommen im Namen des Heimatkreises Komotau im Hotel Rangau, wo wir Komotauer uns zum 33. Bundestreffen eingefunden haben. Wie den meisten bekannt, ist unsere bisherige Unterkunft „der Frankenhof‘“ wegen der Belegung mit jungen Asylanten für uns nicht mehr verfügbar.

Liebe Heimatfreunde, verehrte Gäste,
seien Sie alle herzlich begrüßt. Besonders begrüßte ich unsere Gäste aus unserer Patenstadt Erlangen. Die Ehre gibt uns Frau Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens und unser Patenschaftsbeauftragter Herr Peter Steger. Ebenso aus Erlangen Karin Günther, die Chefin Erlanger Foto-Amateure, eine Komotauerin.

Ich begrüße weitere Gäste: Herrn Christoph Lippert, Geschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft München, das Filmteam Supernova mit Louisa Diederichs, Justus Haufe, Moderator Horst Wagner und Alice Hlavackova. Geschäftsführerin vom BGZ Komotau, sowie Herrn Museumsdirektor Stanislav Ded mit Gattin aus Komotau.

Und ich begrüße ganz besonders unseren Heimatpfarrer Karl Brünnler. Mit ihm waren wir heute Vormittag an unserer Gedenkstätte und haben der Opfer und der Verstorbenen gedacht. Allen, die am Gedenken dabei gewesen sind, sage ich Danke für ihre Teilnahme.

Liebe Freunde, liebe Gäste, wir sudetendeutsche Komotauer treffen uns alle zwei Jahre in Erlangen in unserer Patenstadt. Wir kommen aus allen Himmelrichtungen, aus nah und fern. Einst kamen wir als Kinder mit den Eltern und Großeltern und lernten Erlangen in seiner Vielfalt kennen.

Im Jahre 1951 hat die Stadt Erlangen die Patenschaft für die aus der Heimat vertriebenen Komotauer übernommen. Erlangen war eine der ersten Städte in Deutschland, die Patenstadt wurde und dies gleich zweimal: für uns Komotauer und für Brüx. Wir sind den damaligen Stadtvätern von Erlangen unter Bürgermeister Michael Poeschke für dieses beherzte Eintreten noch heute überaus dankbar.

In diesem Jahr blicken wir auf 65 Jahre währende Patenschaft voller Dank zurück. Mit Oberbürgermeister Dr. Florian Janik ist eine neue Generation angetreten und leitet fortan die Geschicke der Stadt. Er hat die Patenschaft bestätigt. Darüber freuen wir uns außerordentlich. Das bedeutet, wir sind weiterhin mit Erlangen patenschaftlich verbunden. Eine Verbundenheit, die weit in die Vergangenheit zurückreicht, als 1877 ein aus dem Heimatkreis Komotau stammender Professor an der Universität in Erlangen gelehrt hat und Ehrenbürger wurde.

Gehen wir heute durch Erlangen, so finden wir Komotauer Spuren: Unser Mahnmal in der Sieglitzhofer Straße, die Blumenuhr in der Schuhstraße die Komotauer- und die Görkauer Straße und es fährt ein Komotauer Bus durch die Stadt.

Wir Komotauer wollen auch weiterhin ein Teil der Stadtgeschichte von Erlangen sein, wie einst die Hugenotten. Erlangen kann die deutsche Geschichte Komotauers bewahren, denn sie hat stattgefunden. Belegt durch tausende Landsleute, die ein heimatliches Gastrecht für ihre Zusammenkünfte erhielten und gerne nach Erlangen gekommen sind. Und im Besonderen durch die Komotauer Heimatstube mit ihrem Kulturgut und Dokumentationen. Leider sucht die Heimatstube und das Archiv zurzeit ein neues zuhause, weil der Frankenhof renoviert wird. Wir sind sicher, dass geeignete Räume gefunden werden.

Liebe Landsleute, werte Gäste, Vergangenheit und Zukunft - dazwischen liegt das Heute – Unser persönliches heute.

Unsere Gegenwart verändert sich. Es sind 70 Jahre nach der Vertreibung vergangen und die Zeugen aus der Erlebnisgeneration werden weniger. Wir nehmen die Veränderung wahr, die Zäune zwischen Deutschen und Tschechen verschwinden mehr und mehr und die Annäherung vollzieht sich auch durch den Kontakt Nichtvertriebener problemloser.

So haben die beiden Oberbürgermeister von Erlangen Dr .Florian Janik und Daniel Cerny aus Komotau sich gegenseitig besucht und im Sinne gutnachbarschaftlicher Beziehung und im Sinne eines friedfertigen Europas gehandelt. Sie haben im letzten Jahr Gedenkworte am Komotauer Ehrenmal in Erlangen gesprochen. In diesem Jahr besuchten sie gemeinsam den Friedhof in Komotau und unsere „Gedenkstätte 9. Juni 1945 „in Deutschneudorf. Dieses würdigen wir ausdrücklich.

Wir nehmen auch gerne zur Kenntnis, dass wir ehemalige Bewohner jetzt als deutschsprechende Mitbürger bezeichnet werden und uns Anerkennung für Errungenschaften Komotaus zuerkannt werden. Und wir begrüßen die Erhaltung deutschen Kulturgutes und die Initiative, das Interesse der jetzigen Jugendlichen Komotaus für die Geschichte der Stadt zu wecken.

Liebe Landsleute, sicher werden Sie bei unserem heutigen Treffen die musikalische Umrahmung vermissen. Die Rücksicht auf andere Veranstaltungen im Hotel hat uns zu einem leiseren Programm bewogen. Wir sind in Gedanken und im Herzen trotzdem bei unserem Heimatsänger- und Dichter Anton Günther. Er versteht unsere Seelen und Herzen auf heimatliche Weise zu berühren, denn er war und ist unser Botschafter des Erzgebirges mit über 100 Liedern und Gedichten. Ich möchte mit seinen Worten schließen: „ Vergaß dei Haamit net“. Vergiss Deine Heimat nicht.

Ich wünsche uns allen schöne Stunden in Erlangen.


Rede von Frau Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens

Sehr geehrte Frau Gemmrig
sehr geehrter Herr Ded, liebe Festgäste,
dieses Jahr sind es 65 Jahre, seit die Stadt Erlangen eine Patenschaft mit den Heimatvertriebenen aus Komotau eingegangen ist. Was Oberbürgermeister Michael Poeschke begann, wurde von Heinrich Lades. Dietmar Hahlweg. Siegfried Balleis und nun Florian Janik fortgesetzt.
Ich bin heute gerne zu Ihnen gekommen, und freue mich über die Einladung. Natürlich überbringe ich Ihnen die Grüße aus dem gesamten Stadtrat. Besonders
natürlich die unseres Oberbürgermeisters
in dessen Vertretung ich heute hier bin.
Erlangen nennt sich mit Recht „offen aus Tradition“. Das galt vor 300 Jahren gegenüber den Hugenotten, das galt und gilt für die Heimatvertriebenen aus Brüx und aus Komotau. Das gilt für die Flüchtlinge aus Krisengebieten: zum Beispiel dem Iran, dem Irak und Syrien.
Die Anzahl der Menschen, die an ihre eigene Geschichte denken und nun den Flüchtlingen tatkräftig oder auch mental helfen, ist groß.
Gerade Bayern und besodners Erlangen haben damals nicht nur ihre Verantwortung gegenüber den Heimatvertriebenen wahrgenommen, sondern auch verstanden, wie wichtig für die eigene Entwicklung eine rasche Integration dieser vielseitig ausgebildeten und arbeitswilligen Neuankömmlinge war.
Beispiele für gelungene Integration in Franken war bzw. waren zum Beispiel: Die Bamberger Symphoniker, ein Ensemble von Weltruf, sie wären nicht , was sie sind. Ohne die heimatvertriebenen Musikerinnen und Musiker.
Unsere Nachbargemeinde Bubenreuth hat sich einen Namen als Zentrum für Instrumentenbau gemacht. Wiederum dank der damaligen Flüchtlinge.
Der langjährige Bürgermeister von Ochsenfurt, Peter Wesselowsky, - Sie kennen ihn alle – ist heute Obmann der Heimatgemeinde Brüx, unser Altoberbürgermeister Dr. Dietmar Hahlweg stammt aus dem Sudetenland, und der leider dieses Jahr verstorbene Bürgermeister, Herr Gerd Lohwasser, wurde in Karlsbad
Erlangen hat sich früh dafür eingesetzt, Komotau eine Ersatzheimat zu geben. Zeichen dafür sind zum Beispiele: Das Ehrenmal, an dem sie heute Blumen niedergelegt haben. Die Sonnenuhr, die Komotauer Straße und der Komotauer Bus. Ein besonders Symbol für unsere Verbundenheit sind aber die Heimatstuben im Frankenhof, die durch dessen Umbau nun leider zumindest für eine Zwischenzeit ein neues Domizil brauchen. Leider kann ich Ihnen auch heute noch keine verbindliche Zusage zu einem neuen Ort nennen, aber Sie dürfen sicher sein, wir arbeiten an einer Lösung und lassen Sie mit diesem Problem nicht allein.
Sehr geehrte Damen und Herren, vor 67 Jahren wurde das Grundgesetz in der Bundesrepublik verkündet. Nur ein Jahr später gaben sich die Heimatvertriebenen eine eigene Verfassung in der vor allem der Verzicht auf Rache und Vergeltung für die Vertreibung stand, und das Schaffen eines geeinten Europas und die Beteiligung am Wiederaufbau Deutschlands und Europas. Eine der Forderungen in dieser Verfassung lautet: Tätige Einschaltung der deutschen Heimatvertriebenen in den Wiederaufbau Europas.
Womit wir oft leichtfertig umgehen, ist das in der Geschichte einzigartige und oft zitierte Friedenswerk Europa. Europa ist ein Zusammenschluss von Staaten und der Bürgerinnen und Bürger. So steht es ausdrücklich in der europäischen Verfassung. Die meisten Beschlüsse im Rat verlangen eine qualifizierte Mehrheit der Staaten und der Bevölkerungsanteile. Das ist gesund. Wir wollen und müssen demokratischer werden. (Hier habe ich übrigens Richard von Weizäcker zitiert, der dies 2011 sagte.) Seine Worte sind heute noch viel bedeutungsvoller geworden, als sie 2011 waren. Es ist schwer solidarisch zu sein oder zu bleiben, wenn dies scheinbar zu Nachteilen führt.
Offene Grenzen, offener Warenaustausch, offene Gesellschaften, das wünschen sich viele Menschen. Wir wünschen uns allerdings auch eine offene Auseinandersetzung mit der eigenen, schwierigen Geschichte. Daran mitzuwirken ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft. An dieser Stelle erwähne ich den Besuch aus dem Rathaus von Chomutov in Erlangen, und nun im Juli der Antrittsbesuch unseres Oberbürgermeisters Dr. Florian Janik in Chomutov. Weiterhin soll es vielfältige Begegnungen geben und dadurch werden wir gemeinsam weiterhin an der Demokratie arbeiten.
Und dafür danke ich Ihnen.
Weiterhin gemeinsam an einem ausgesöhnten Miteinander arbeiten, das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Für dieses Miteinander steht Ihre Vorsitzende, Hedwig Gemmrig, die heute eine hohe Auszeichnung erhält. Ich gratuliere im Namen der Stadt zur Verleihung der Rudolf von-Lodgmann-Medaille an Frau Gemmrig.
Nun aber wünsche ich Ihnen allen hier in Erlangen ein gelungenes Treffen, viel Zeit für Gespräche, schlicht: Zeit für ein gutes Miteinander, mit Spaß und Freude, denn Demokratie muss auch gelebt werden.
 
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