Der DTV 1864 Komotau - Unsere Menschen

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Der Deutsche Turnverein 1864
Bearbeitet von Helmut Mürling

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts faßte man nach den Ideen des Turnvater Jahns, auch im damaligen Deutschböhmen, Vereine zu gründen, die das Ziel der Leibesertüchtigung hatten. Besonders die Städte Reichenberg, Asch, Rumberg, Karlsbad, Iglau und Komotau waren Hochburgen dieser Bewegung.
Am 30.7.1848 beging Komotau gemeinsam mit dem sächsischen Marienberg ein großes deutsches Fest, das in der Au des bürgerlichen Schießhauses unter großer Beteiligung der Bevölkerung beider Städte stattfand. Die Marienberger veranstalteten auf mitgebrachten Geräten ein großes Schauturnen.


Gauturnfest 1920
Hauptlehrer Albl hat sich ab 1850, Pater Timotheus Faßl ab 1862 durch den Turnuntericht an den Komotauer Schulen verdient gemacht.




Den Anstoß zur Gründung des DTV 1864 gab schließlich der Komotauer Bürgermeister Josef John. 1868 wurde der Schweizer Jacob Reymann Turnwart, und der Glasermeister Karl Schmiedel Vorturner. Die Übungen fanden im Turnsaal der Kaiser Franz Josef Schule am Graben statt.
Der Verein zählte zu Beginn des 1. Weltkrieges etwa 400 Mitglieder. Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges waren die materiellen Voraussetzungen zum Bau einer neuen Turnhalle geschaffen. Durch die Geldentwertung mußte der Bau allerdings verschoben werden. 25 Turnbrüder fielen im 1. Weltkrieg.
Der Einmarsch der Sportler. Im Hintergrund das Gebäude der Brauerei.
1919 wurde in Außig der Deutsche Turnverband DTV gegründet. Der Zweck des war u.a. die Erhaltung, Ausbreitung und Förderung des deutschen Volkstums im Sinne von Turnvater Jahn, durch Leistungen, welche geeignet waren,




das Volk tüchtig zu machen, sowie durch geistige und sittliche Einflußnahme.
Ziel der Komotauer Turner war es weiterhin , eine eigene Turnhalle zu errichten. Durch Vogelwiesen, Turnerbälle, Oktoberfeste und Silvesterbälle wurden die Mittel dafür gesammelt.
Am 17.5.1932 erfolgte der erste Spatenstich. Wegen des sumpfigen Geländes mußte der Bau auf 379 Pfählen gestellt werden.
Am 4.9.1932 war Grundsteinlegung der neuen Turnhalle.
Ein festlicher Zug froher Menschen zog durch die Stadt. Turnerinnen eröffneten ihn, es folgten die Gesangvereine, die Kameradschaft "Heimat Söhne im Weltkrieg" die "Neuner", die Eghalanda Gmoi, der Burschenverein, der Verein gedienter Soldaten, der D.H.V. und die Turnvereine Görkau, Oberdorf, Priesen, Sporitz, Udwitz, "Eiche" und abschließend Komotau 1864.
Der Bläserchor der Kapelle Müller leitete die Feier mit "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" ein. Die vereinigten Gesangvereine sangen "Feiger Gedanke". Dann sprach Turnschwester Traudl Trubert einen Vorspruch, verfaßt von Gaudietwart Dr. Helmut Wawra. Flatternde Fahnen umsäumten den Mauerblock. Obmann Heinrich Lohr begrüßte die Ehrengäste: Bürgermeister Dr. Storch, die Stadträte, das älteste Vereinsmitglied Eduard Göschka, Verbandsturnwart Konrad Henlein, sowie alle Turnbrüder und Turnschwestern. Er hob die Opferbereitschaft der gesamten Bevölkerung hervor. Die ersten Hammerschläge erklangen, der erste Wunschspruch war gesprochen. Nun reihte sich Spruch an Spruch: Der der Bauleitung Ing. Domaczek, Oskar John, Franz Tobisch, Bürgermeister Dr. Storch, Verbandsturnwart Konrad Henlein, Gauobmann Tittl, Eduard Göschka und die Obleute der benachbarten Sportgemeinden. Es schlossen sich weiter Wunschansprachen der anderen Vereine an. Das Lied "Der Segenswunsch" beendete die Feier. Ein Parkkonzert schloß sich an.
Am 23. November wurde Richtfest gefeiert, Anfang Dezember war der Rohbau fertig.
Turnfest etwa 1934

Am 16.12.1933 wurde die Jahnturnhalle eingeweiht. Abends war die neue Turnhalle von Scheinwerfern feenhaft illuminiert. Die Vereinsmitglieder waren angetreten, der damalige Sprecher Turnbruder Gelinek , öffnete das Tor zur Freigabe des Hauses. Kapellmeister Strunz intonierte Beethovens "Weihe des Hauses".


Der Turnbetrieb fand auf einem Teil des ehemaligen Landesschau- Geländes, den späteren Jahnspielplätzen stat
Neben der eigentlichen Turnabteilung entwickelten sich alsbald weitere Sparten, so die Wintersportabteilung, die Wassersportabteilung und die Spielabteilung- vom Faustball, Handball, Fußball und Tennis. Diese Sportler genossen alsbald einen legendären Ruf, ihre Spiel auf dem "Jahner" wurden alsbald zu einem Ereignis für ganz Komotau. Auch die Fechterinnen und Fechter standen in ihrer Disziplin keineswegs nach. In der Jahnturnhalle hatten sie ihren eigenen Fechtsaal.
1930 zählte der Verein 780 männliche und 275 weibliche Mitglieder. Nach der Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich lösten die Nationalsozialisten den DTV auf. Der Reichsbund für Leibesübungen übernahm die "körperliche Ertüchtigung".

Turnfest am Jahnspielplatz 1934, im Hintergrund das neue Goethegymnasium und der Deutschherrenritter
Im 2. Weltkrieg blieben nur die Jungturner zurück, die ohnehin in die Hitlerjugend aufgegangen waren. Von den älteren kehrten viele nicht aus dem Krieg zurück.
Mit der Vertreibung der Komotauer endete auch die Geschichte des DTV 1864.


Siegelmarke vom Bezirksturnfest 1922
Die Jahnspielhalle und der Jahnspielplatz hatten am 9. Juni 1945 im Masakker an 10 deutschen Männern ein unrühmliches Schauspiel zu sehen bekommen. 8000 deutsche Männer wurden anschließend nach Deutschneudorf getrieben um nach 3 Tagen in die Todeslager nach Maltheuern verbracht zu werden.


Nachwort:

Der Deutsche Turnverein war zwar überparteilich, apolitisch war er jedoch nicht. Er verstand sich als Träger der deutschnationalen Bewegung in der CSR. In der Zeit zwischen den Weltkriegen hatten Volksgruppenzugehörigkeit und Nationalbewußtsein noch nicht den heutigen Beigeschmack. Diese Tugenden- damals galten sie noch als solche- pflegten damals auch die anderen Völker dieses Staates, wie Tschechen, Slowaken, Ungarn und Polen.
 
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