Margot Brünner, Enkelin von Albrecht Fleischer, hat die folgende Geschichte eines der großen Bauernhöfe Pirkens, des Fleischer Bauern, zusammengestellt. Die Fotos stammen aus dem ererbten Fotoalbum ihrer Eltern und Großeltern. Sie stellen wichtige Dokumente vom Deutschtum in Böhmen dar. Der Heimatkreis Komotau dankt Ihnen, werte Frau Brünner, sehr herzlich für Ihren Einsatz für unsere Heimat.
Das Haus meiner Großeltern Albrecht und Anna Fleischer, lag am Ortsende von Pirken, auf dem Wege zum Hutberg, wohl beschützt von Obstbäumen. Es ging eine Anhöhe hinan. Sie war so steil, daß man im Winter gut mit dem Schlitten hinab fahren konnte.
Meine Großeltern bewirtschafteten einen mittleren Bauernhof. Sie hatten fünf Söhne und eine Tochter. Josef, genannt Pep, der älteste, war kaufmännischer Angestellter bei Mannesmann in Komotau. Wenzl war Zimmerpolier bei der Fa. Günzl in Görkau. Albrecht besuchte die Staatsgewerbeschule in Komotau und wurde Diplomingenieur. Anton (Toni) lernte Fleischer und arbeitete in Oberdorf beim Hotel Reichenauer. Edwin wurde, wie Wenzl, Zimmerpolier.
Meine Mutter Hildegard, die jüngste, erhielt eine gute Schulausbildung und besuchte einen Näh-, Koch- und Krankenpflegekurs. Dies war in der arbeitsarmen Zeit im Winter. Im Sommer mußte sie als Bauerntochter im Hause mitarbeiten. Großmutter Anna war stolz auf ihre Tochter, denn sie mußte nicht , wie andere Töchter, arbeiten gehen. Sie sagte immer zu ihrer Tochter: "Du werst emol kaane Fabrikmood." Was soviel heißt, daß sie nicht als Industriearbeiterin in einen Betrieb gehen sollte.
Am Wochenende ging Oma mit dem Buckelkorb oder Leiterwagen nach Komotau auf den Wochenmarkt, um dort Obst, Gemüse und Kartoffeln zu verkaufen. Die guten Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen aus unserem Garten waren in Komotau begehrt. Das milde Klima am Erzgebirgsrand ließ das Obst bestens gedeihen.
Durch den großen Einsatz von allen Familienmitgliedern gewann der Fleischerhof mehr und mehr an Bedeutung. Er wuchs zu einem der größten Anwesen in Pirken heran. Opa sagte immer: " Der Kempf und ich sind die größten Bauern im Ort."
Opa und Oma hofften immer, die geliebte Heimat nicht verlassen zu müssen. Dennoch wurden sie am 13. Mai 1946 mit der letzten Vertreibungswelle aus Pirken vertrieben. Die Söhne wurden in alle Winde zerstreut. Sie kamen nach, Kiel, Essen, Kassel und ins Allgäu. Die Großeltern blieben bei ihrer Tochter Hilda, meiner Mutter, in der Oberpfalz. Sie erlebten dort ihre Goldene und Diamantene Hochzeit.
Albrecht und Anna Fleischer gaben bis ins hohe Alter die Hoffnung nicht auf, in ihre geliebte Heimat zurück zu kehren. Ich lauschte gebannt ihren Erzählungen. Sie lebten auch in der neuen Heimat getreu dem Motto